Ein explizites Merkmal eines sehr guten Personal Trainers ist die Kunst des Hands on – Anfassen als Kompetenz. Um Übungen anzuleiten gibt es meines Erachtens vier Möglichkeiten: auditiv, visuell, taktil und mental. Die Kunst ist es die wirkstärksten Cueings oder Worte so kliententypgerecht und im Einklang mit korrekter Mimik und Gestik zu verbinden, dass der Klient schnell, sicher und effektiv die Übungen ausführt. In Verbindung mit professionellen Griff-/Druck-/Zug- oder Schiebetechniken gelingt ein Personal Training auf höchsten Niveau. Denn so signalisieren wir Kompetenz, Klarheit oder Führungsfähigkeit. Die Wissenschaft sowie die eigene Erfahrung zeigt, dass das Vermitteln von Bewegungen durch vormachen UND führen durch Anfassen am ehesten gelingt. Allerdings gelten hierbei einige Spielregeln. Für Außenstehende könnten bestimmte Positionen des Trainers beim taktilen führen komisch wirken, eventuell sogar anzüglich. Daher ist ein exaktes Erlernen der Techniken Grundvoraussetzung. Des Weiteren muss der Personal Trainer sich seiner Position bewusst sein und vor allem authentisch, klar und professionell handeln. Nicht jeder Trainer möchte körperlich nah an seinem Klient sein, und das ist auch völlig ok. Daher sollte sich jeder zuvor fragen, wie er dabei drauf ist, wenn er mit Händen, Füßen, Kopf und manchmal mit dem gesamten Körper direkten Kontakt aufnimmt. Verwende Bilder beim Anleiten von Übungen die der Klient sofort nachvollziehen kann und nutze so oft wie möglich externale Anreize (bspw. „Drück die Erde weg!“, „Folge meinem Finger!“), denn diese werden neuronal viel stärker und schneller umgesetzt als klassische internale Ansagen („Spann den Po an.“ „Rücken gerade.“). Sei empathisch und spüre, wenn Dein Klient ein Problem mit Körperlichkeit hat, wir wissen nie, welche unbewussten Ängste versteckt sind, die unkontrolliert ausbrechen. Mach Dir das Modell des „emotionalen Rucksacks“ bewußt – das sind die schwierigen Gefühle aus der Vergangenheit, die jeder mit sich herumschleppt: Angst, Wut, Trauer, Schmerz. Sie belasten uns, indem sie zu emotionalen Überreaktionen in eher harmlosen Situationen führen. Frage bzw. sage zu Beginn stets, dass Du gleich anfassen.
Bleibe cool, wenn Dein Klient bspw. kichert, wenn Du die Pospannung mit einem Klapps prüfst oder es geräuschvoll wird, während Deine Hand unterstützend auf dem unteren Rücken ruht und Du nur fünf Zentimeter Abstand zu ihm hast. Aber die größte Chance, die meines Erachtens gegeben ist, ist das Berühren an sich. Biete einen Raum des Vertrauens und körperlicher Freiheit. Oftmals sind viele Menschen zu selten im körperlichen Austausch. Durch cleveres Hands-On und einer Umarmung bei der Begrüßung kann ein enormer Schub des Kuschelhormons Oxytocin ausgelöst werden. Nutze dies und überprüfe Dein persönliches Nähe-Distanz-Schema.
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