Kannst Du ein individuelles Lern- und Trainingssetting für den Klienten gestalten, welches das Lernen von Übungen optimiert?!
Wie bringt man einem Kunden tatsächlich bei, sich zu bewegen? Wie gibt man einem Anfänger, einem Fortgeschrittenen oder einem sehr erfahrenen Athleten Anweisungen? Wie kann man es nach dem ersten Check-up optimieren?

Und schließlich, wenn ein Kunde trainiert, wie können wir ein angemessenes Feedback geben, um die Bewegungsqualität zu verfeinern? Gibt es bestimmte Informationen oder Reize, die helfen oder hinderlich sein können?

1. Optimierung der Lernumgebung
Es geht darum, wie sich die Trainingspraxis auf die individuelle Umwelt des Klienten überträgt. Nur weil jemand gut übt, bedeutet das nicht, dass die Informationen, die er lernt optimal umgesetzt werden. Also: Wie gelingt der Transfer vom üben zum effektiven Training und von da in die Sportart bzw. den Alltag?

Übungsvariabilität erzeugen
Du willst, dass die Klienten verstehen, warum sie tun, was sie tun. Denn dieses Verständnis befähigt sie, entsprechende Änderungen selbst vorzunehmen.
Bei der nächsten Wiederholung brauchst du ihnen keine Informationen zu geben. Sie werden allmählich verstehen, wie sie bspw. eine bessere Position einnehmen sollten.
Denn im Wesentlichen ist es so, wenn Klienten die gleiche Bewegung immer und immer wieder ausführen, wird diese automatisch ausgeführt. Es wird vorhersehbar und die Konzentration auf die Bewegung ist nicht hoch. Wenn der Fokus für die Bewegung nicht hoch ist, entsteht kein guter Lernprozess. Der Körper weiß einfach schon, was zu tun ist.

Wenn wir Trainer uns aber einmischen, indem wir Ihnen mehr Bewegungen, mehr Variationen und sogar die Reihenfolge der verschiedenen Übungen zufällig festlegen, erfährt das kognitive System der Klienten eine größere positive Beanspruchung. Somit wird sich ihr System anpassen, indem es lernt mit unseren extern gegebenen „Störfaktoren“ umzugehen.
Ja, deine Klienten können mehr „Fehler“ machen. Aber du wirst eine höhere Bindungsrate bei Trainingseinheiten sehen, weil sie neue Fähigkeiten in kürzerer Zeit meistern werden und Abwechslung erfahren.

2. Optimierungsanweisungen
Wir können auf zwei Arten unterrichten – verbale oder visuelle Informationsvermittlung.

Visuelle Informationen
Du zeigst, wie eine Übung perfekt ausgeführt wird. Dass heißt, du vermittelst die optimale Ausführung und die Message der Übung.

Mündliche Informationen
Bei  verbalen  Anweisungen gibst Du ein oder zwei Fokussierungshinweise, um Bewusstsein zu schaffen. Schränke unnötige Informationen ein, um ein Übercoaching zu vermeiden. Je mehr Informationen wir geben, desto mehr nehmen wir von der Aufmerksamkeitskapazität der Klienten weg, und desto weniger an Konzentration für die Bewegung bleibt übrig.
Mit verbalen Informationen können wir einen internen oder einen externen Fokus geben.

Intern fokussierte Hinweise lenken die Aufmerksamkeit auf Muskeln und Körperteile. Zum Beispiel: „das Knie strecken“, „spann den Oberschenkel an“ oder „kneife das Gesäß zusammen“.

Extern fokussierte Hinweise hingegen lenken die Aufmerksamkeit auf die Umgebung um den Körper herum. Zum Beispiel: „drück den Boden weg“ oder „schiebe das Auto weg“.

Wenn wir coachen, sollten wir sehr oft  mit einem externen Fokus arbeiten.

Dies ist das wichtigste Konzept sowohl für das Vermitteln von Übungen als auch für Feedback geben.
Der externe Fokus verbessert auch die Übertragung und die Bindung der Klienten an das Training.
Jedes Mal, wenn wir Informationen geben, beeinflussen wir die Aufmerksamkeit des Klienten. Wenn die Aufmerksamkeit nach außen (weg vom Körper) gerichtet ist, erfordert es weniger Nachdenken. Wenn es weniger Aufmerksamkeit bedarf, hat der Klient mehr Ressourcen für die Bewegung.

Das ist genau das, was wir wollen. Positives Feedback und möglichst auf externe Aspekte bezogen.

3. Feedback zur Verfeinerung des Lernens
Das aufgabenbezogene Feedback ist sehr einfach. Es ist im Wesentlichen das natürliche Feedback, das durch das Ausführen einer Bewegung entsteht. Es kann visuell, akustisch, taktil oder propriozeptiv verbunden sein.

Wie viel Feedback braucht eine Person?
Trainer neigen dazu, dass mehr immer besser ist. Sie coachen jede einzelne Wiederholung. Sie reden die ganze Zeit.
Insgesamt ist jedoch weniger Feedback besser als mehr. In der neuesten Literatur finden sich Zahlen, dass eine 30% bis 50% Feedback-Menge (statt andauernd zu coachen) ideal ist, um optimalen Transfer beim Training zu erzeugen.

Voraussetzung dafür ist, dass Du verstehen musst, wie die Bewegungen biomechanisch und physiologisch ausgeführt werden sollen. ERGO: Kenne die Anatomie der Übung.
Es ist analog, als ob Du die einzelnen technischen Komponenten eines Uhrwerks verstehst. Jedes kleine Rädchen ist wichtig und bedingt das Funktionieren und die Qualität der Uhr. So bedingt auch jede Hebelveränderung, Fußstellung oder Geschwindigkeit den Ablauf einer Übung.
Beschränke Dein Feedback auf den schwächsten Link. Richte den Fokus  auf die Ursache und nicht auf das Symptom. Das bedeutet, wenn Du fünf Dinge bemerkst, die schief gehen, sind vier von denen wahrscheinlich Symptome, aber nur eines davon ist eigentlich eine Ursache der schlechten Ausführung.

Hals-Nacken-Dehnung: Triggern und sanfte Mobilisation

 

Dies ist eine Technik aus dem ThaiYoga (Credits to Ken Niestolik) die ich sehr gerne mit Kunden am Ende oder hin und wieder zu Beginn ausführe, um Verspannungen im Trapezius, Sternocleidomastoideus, den Scalenus und Occiputbereich zu reduzieren. Oftmals hilft es dem Klienten erstmal „anzukommen“ oder sich körperlich fallen lassen zu können, wenn die Technik des Greifens, Ziehens, Drückens und des richtigen Anlehnen gelingt. Hierbei ist auch eine sanftere Kommunikation und Tonlage wichtig (körperliche Nähe zum Kopf).

Der Klient sitzt in einer für ihn bequemen Position. Das kann auch auf einer Bank sein. Ich gebe zumeist ein Kissen unter den Po, damit die Hüfte bei manchen etwas unflexibleren Klienten auch entspannen kann und es so nicht zu ungewollter muskulärer Anspannung kommt.
Positioniere Dich mit direkten Kontakt an den Rücken des Klienten. Am Besten im aufrechten Kniestand und gib ihm somit Raum und genügend Druck mit Deinen Oberschenkeln, dass er sich anlehnen kann. Nun greif mit der ganzen Hand großflächig seitlich um das Ohr (Ohr ist dennoch frei und die Haare sollten nicht gezogen werden) herum den Kopf-Hals-Bereich und ziehe den Kopf seitlich nach vorne unten (im Bild Richtung linke Hüfte) bis Du den ersten muskulären Widerstand spürst. Nimm diese Dehnsperre war und erfrage beim Klienten die Intensität. Es sollte moderat sein. Mit dem freien rechten Unterarm (Bild) führst Du rollende Druckbewegung vom Hals zum Oberarmschulteransatz aus. Achte darauf, dass Du keinen „Unterarmkanntendruck“ ausübst sondern mit der Weiche der Muskeln am Unterarm über den Trapezius rollst. Immer vom Hals ausgehend zur Schulter. Währenddessen kannst Du den Zug am Kopf und Hals im Rhythmus deiner Massage leicht erhöhen. Langsam und ruhig. Es sollten fließende Bewegungen sein. Optimalerweise erspürst Du die Atmung des Klienten und nimmst diesen Rhythmus für die Dehnung und Massage auf. Zudem erspüre, wie viel an passiver Bewegung (von Dir ausführbar und ohne bewusste Anspannung durch den Klienten) im HWS-Bereich möglich ist. Gib ihm das Gefühl des Anlehnens und das Du seinen Halsbereich sicher führen kannst. 20-bis 40 rollende Bewegungen mit dem Unterarm sind angenehm auszuführen. Danach Seitenwechsel. Achte auf Seitenunterschiede und erfrage wo die Verspannung sitzt.

Wie bist Du bei dieser Postion drauf? Hast Du Respekt oder Scham bei dieser (notwendigen) Nähe? Unsicherheit und abschweifende Gedanken spürt der Klient sofort. Das erzeugt Unbehagen auf beiden Seiten und trägt nicht zur professionellen Wahrnehmung bei. Ich empfehle Dir, diesen Griff an einer Person Deines Vertrauens zu beüben und Dir ehrliches Feedback über Druck, Führung, Verständnis etc. geben zu lassen.